Weschweiwer am Kaltenbach
Mit launigen Worten stellte Helmut Buchert vier Waschweiber vor, die ihrer Arbeit „anno 1950“ am Dorfbach nachgingen. Die vier Waschweiber wurden gespielt von Gudrun Buchert (Bawett), Helga Schardein (Rosel), Anette Dennerle (Kätsche) und Juliane Ebersoldt (Emma), die auch gleichzeitig die Ideengeberin für diese Aufführung war. Unterstützt wurden die vier von Dolores Reinmuth und Marliese Theobald.
In dem Stück, das alle gemeinsam verfassten, sollten sich Wahres und Erfundenes mischen.
Auch der Dorfbüttel Erhard Keller hatte einen kleinen Auftritt, indem er die zahlreich erschienenen Zuschauerinnen und Zuschauer herzlich begrüßte und anlässlich des Storchenfestes willkommen hieß.
Darauf bezog sich auch gleich s’Kätsche: „Das Storchenfest ist das Beste vom ganzen Jahr“. Sie wolle endlich mal wieder tanzen und fröhlich sein und alle Sorgen vergessen, auch sich „richtig herrichte“, weil sie schließlich die Schönste auf dem Fest sein wollte. Bawett hat andere Gedanken: Sie müht sich mit der Wäsche, vor allem mit den Unterhosen ihres Mannes. Rosel hingegen träumt schon ein bisschen in die Zukunft, träumt von einem Automaten, an dem man nur noch einen Knopf drücken muss, „und fertig“! Bawett gesteht schließlich, dass sie in der Nacht einen Traum von genau einer solchen Maschine hatte, aber leider von dem Schnarchen ihres Mannes aufgeweckt wurde. Emma hat sogar das Wort „Emanzipation“ schon gehört, und das klang gut!
Während der Arbeit mit der Wäsche tauscht man sich über die häuslichen Sorgen aus: Bei Emmas Sohn Fritz klappt’s in der Schule nicht so richtig, also will sie den „Herrn Lehrer zum Schlachtfest einladen, dass die Noten endlich besser werden“. Und ihre Tochter Anna hat sich in den falschen Mann verliebt, in einen Knecht, „den armen Schlucker“ – dabei könnte Anna mit dem Sohn vom Bürgermeister eine richtig gute Partie machen. Emma und die Familie „wären dann angesehene Leute im Dorf“.
Auch über die Veränderungen in der Landschaft unterhalten sich die Weschweiwer bei ihrer Arbeit. Früher war „die Hochstadter Seite noch eine schöne Wiesenlandschaft, da wurde noch Heu gemacht für die Kühe und Pferde“, erinnert sich Rosel. Und die Bawett ergänzt: „In der Hoschder Hohl sind wir früher als Kinder, wo es noch viel Schnee gegeben hat, gemeinsam Schlitten gefahren“. Irgendwann im Laufe des Tages sei sie halb erfroren nach Hause gekommen und habe die Füße in den warmen Backofen gestreckt: „Das bitzelte und schmerzte sehr.“
Schließlich erinnern sich die vier Frauen an den Samstag als „Badetag“, an dem die ganze Familie in die Zinkwanne stieg, die Reihenfolge aber durchaus unterschiedlich sein konnte. S’Kätsche als Zugezogene hebt deutlich hervor, dass in ihrem Dorf „schon Kanalisation“ lag, bei ihr in Billigheim sei es „schon richtig fortschrittlich“ gewesen.
Mit dem Waschfrauen-Lied und einem Blick auf die heutige Situation endete das schöne Stück: „Früher hängten wir die Wäsche auf die Leine und heute sind wir online!“ (Emma)
So ändern sich die Zeiten!
Die Schauspielerinnen konnten mit ihrer lebendigen und originellen Darstellung dem Publikum die vergangenen Zeiten sehr gut nahe bringen.
Mit anhaltend herzlichem Applaus bedankte sich das Publikum für die engagierte schauspielerische Leistung.
Text: Manfred Merk
Bilder: Landfrauenverein